Ausgangspunkt des Projektes ist das Kunstwerk „DER BEVÖLKERUNG“ des deutsch-amerikanischen Künstlers Hans Haacke, das im Jahr 2000 im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes installiert wurde. Ziel ist es, den initialen Gedanken der Intervention im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums im Jahr 2025 mit der Moderne abzugleichen und in die Zukunft zu übertragen.
Noch vor Umsetzung des Kunstwerks löste dieses hitzige Diskussionen aus. Sie führten so weit, dass schlussendlich im Rahmen einer eigens angesetzten Bundestagsdebatte über den Bau von Der Bevölkerung abgestimmt wurde. Die Entscheidung ging denkbar knapp positiv aus. Seitdem liegt der Schriftzug „DER BEVÖLKERUNG“ in Form Weiß leuchtender Buchstaben in einem mit Erde gefüllten Trog im Lichthof. Die Typographie ist die selbe wie die des außen angebrachten Schriftzuges „Dem deutschen Volke“. Die Erde wird sukzessive aus dem Parlament beigesteuert: jede:r Abgeordnete ist eingeladen, einen Zentner Erde aus dem jeweiligen Wahlkreis einzufüllen. Darüber hinaus gibt es keine gärtnerischen Eingriffe, sodass die sich daraus natürlicherweise entwickelnden Pflanzen sich selbst überlassen sind.
Begleitend zum Kunstwerk gibt es eine Website, auf der neben der Historie alle beitragenden Mitglieder des Bundestags gelistet werden und eine Live-Kamera zweimal am Tag den aktuellen Zustand überträgt.
Blick nach vorn
Zum 25jährigen Jubiläum soll eben diese Erweiterung der Gebäudewidmung wieder zu einem Diskurs über die deutsche Bevölkerung anregen. Dabei setzt sich das Team mit drei zeitlichen Einordnungen auseinander: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Im ersten Schritt soll das Kunstwerk wieder Sichtbarkeit bekommen – durch eine moderne Aufarbeitung und Dokumentierung der letzten Jahre. Geplant ist eine Projektwerkstatt als physisch begehbarer Ort mit den Reliquien des Kunstwerks, sowie deren Begleitung über die Website und Soziale Medien. Interessierte Besucher:innen sowie teilnehmende Abgeordnete haben hier die Möglichkeit, sich mit den Bausteinen des Kunstwerks auseinanderzusetzen und Führungen zu buchen.
Die Gegenwart findet durch Kommentare anderer Kunstschaffender statt: sie werden eingeladen, eine eigene Position zum Kunstwerk zu formulieren. Dieses Prinzip hat sich bereits im Buchprojekt „in reference to Hans Haacke“ erfolgreich bewährt.
Für den dritten Baustein sollen im Vorfeld des Jubiläums Veranstaltungen stattfinden, die Zukunftsszenarien der deutschen Bevölkerung entwickeln. In bundesweiten Workshops werden zusammen mit 25-jährigen Teilnehmer:innen Vermutungen, Ideen und Wünsche für ein Deutschland in wiederum 25 Jahren entwickelt.
Die drei Projektmodule bilden dadurch zusammen betrachtet den Zeitraum von 2000 bis 2050 ab – und zeichnen damit ein diverses Bild der deutschen Bevölkerung.
