Ich möchte eine Geschichte mit euch teilen, denn ich denke, es können mehr Geschichten erzählt werden.
Ein anders Mal lässt ein noch unbekannter Junge seine Hose vor dem Fenster runter, Betrunkene und skurrile Gestalten streifen am Fenster entlang. Der Typ, der mit dem Hammer vorbei schlurft, erklärt mit starkem Akzent, er habe bei seinem Freund einen Nagel in die Wand gehauen. Die Bars und Cafés gegenüber schaffen auch bei Nacht eine sichere, belebte Atmosphäre ohne zu lärmen. Nur die Müllabfuhr nervt, wenn morgens um sechs die Glasflaschen übers Kopfsteinpflaster klimpern.
Ein paar Abende später wandern meine Beine vom Fenstersitz auf die “Terrasse”. Ein neuer Raum wird erschlossen, vom Privaten ins Öffentliche, auf die Straße, mit Stühlen. Mit einem guten Freund diskutiere ich über die große Unverbindlichkeit in der Stadt, die Konsumkultur der spirituellen Szene und das es für Naturfeste wie die Sommersonnenwende an öffentlichen Orten keinen Eintrittspreis geben sollte. Nachbarn aus dem vierten Stock kommen an uns vorbei, wir stellen uns einander vor, sie erzählen uns vom Einbruch bei unseren Vorgängern und lieben die Olivendosenbeete.
Wir bejahen die Idee, die nahegelegene Baumscheibe von einem Mülleimer in eine grüne Insel zu verwandeln – als Gemeinschaftsprojekt mit dem ganzen Haus und auch um uns alle mal kennen zu lernen.
Über die Bohrmaschine, die wir brauchen, um die Gardinenstange und etwas mehr Privatsphäre anzubringen, sagt mein Mitbewohner: “Sharing Economy”, werden wir nächste Woche bei unseren Nachbar/innen erfragen…
…Fortsetzung folgt…
Frau Schnurr erzählt gerne Geschichten der Leichtigkeit. Sie wurde in einem Saunabad aus der Schwere einer Umbruchsituation geboren, lebt im Bewusstsein von Vergänglichkeit, geht gerne Umwege und meditiert dabei über Alltagspraktiken, Gemeingüter und natürliche Ressourcen.
Beitragsbild: Shannon Kelly, unsplash.com